Ich blättere eben das neue "Nähtrends" Heft durch (Nr 6/2019). Es enthält hübsche Sommerkleider (mehrere Hemdblusenkleider unterschiedlicher "Bauart" und ein ebenfalls durchgeknöpftes Kleid mit Gummizug-Carmenausschnitt und Puffärmeln, einen jugendlichen Jumpsuit mit Spagettiträgern, ein Spagettiträgertop, Shorts, einen Strand/Terassen-Kaftan und die ersten Spätsommer- und Herbstmodelle (Röcke, Hosen, Blusen, ein Poncho, eine Wildjederjacke mit Westernfransen),in großen Größen einen zweireihig geknöpften Blazer und zwei etwas einfachere Jacken und drei noch sommerliche Kleider und ein paar Kindersachen für 2 bis 6 Jahre.
Blick ins Heft: https://www.yumpu.com/de/document/read/ ... -nr-6-2019
Das Nacharbeiten ist, wie oft bei "Nähtrends" (und anderen Zeitschriften aus dem OZ-Verlag) etwas für Mutige und Kreative ;-)
Ganz vorne im Heft und Modell Nr. 1 ist ein Plisseerock, genauer ein Sonnenplisseerock, der offenbar zu den "must-haves" der Saison gehört, was Laufstegfotos unterstreichen sollen. Bei der Modellbeschreibung steht: "einfach nachzuarbeiten" und "Aus Baumwolle mit Sonnenplissees, mit verdecktem Reißverschluss links und einem schmalen, mit farblich passender Paspel versäuberten Taillenbund. (Gr. 38-42-46). Meine Anmerkung: in reiner Baumwolle ist Plissee nicht haltbar, da muss man die Falten nach dem Waschen immer wieder nachbügeln.
Auf der linken Seite gibt es weitere Materialvorschläge aus Polyester (Charmeuse, Organza, Georgette, Satin) und ein Plädoyer für den Plisseerock: er lässt sich gut kombinieren und macht optisch schlank, da er breite Hüften und kräftige Beine kaschiert. Meine Anmerkung: das hängt sehr von der Rocklänge ab und davon, wie gut er fällt. Gerade Sonnenplissee trägt über Bauch und Hüften eher auf, da die Falten abstehen.
In der Anleitung geht es dann lustig weiter: "Material: 4,65 m Seide" 140 cm breit. Auf einmal? Vorne im Heft war von Baumwolle die Rede und von Polyester. Im übrigen eignet auch Seide sich nicht besonders gut zum Plissieren. (Die Falten halten nicht lange und die scharfen Kanten können bald brechen.)
Weitere Zutaten:1 m Paspelband, 2 cm breit, 1 nahtverdeckter Reißverschluss, Allesnähergarn von Gütermann". Ich bin mir ziemlich sicher, dass sie nicht Paspelband, sondern Schrägband meinen und zwar solches, das gefaltet und gebügelt 2 cm breit ist (Stoffbreite also 4 cm), Einfassbreite 1 cm.
In der Zuschnittübersicht sieht es so aus, als wären die beiden Halbkreise für den Rock keine geometrischen Kreise, sondern abgeflacht. (Ob das am Schnittbogen auch der Fall ist, habe ich noch nicht überprüft.) Jedenfalls wären bei diesem Zuschnitt genau die Bereiche des Rockes, wo der Stoff sich ohnehin am meisten dehnt, da 45° zum Fadenlauf, länger als die vorne, hinten und an den Seiten. Irgendwie nicht schlau.
Den Halbkreis für die Taille soll man erst nach dem Plissieren ausschneiden (sinnvoll, die Plissieranstalt tut sich mit dem Falten und Pressen leichter). Warum er mit "Winkel" übersetzt wurde, weiß ich nicht. Und die Anleitung für den Bund ist etwas für Leute, die sowieso nie Anleitungen lesen: "Rocktaille rundherum mit nach innen verstürztem Paspelband versäubern". Auf dem Foto sieht es so aus, als wäre die Taille mit einem Band eingefasst, was die fortgeschritteneren unter uns auch ohne Anleitung schaffen. Aber "einfach nachzuarbeiten" spricht ja die Zielgruppe Anfängerinnen an. Ein Paspelband sehe ich im Foto nicht, eher schon eine "Paspel" im Sinn von Paspeltasche oder Paspelknopfloch (also eingefasst). Da es fertige Schrägbänder nur in wenigen Stoffqualitäten gibt und fast nie in der Farbe, die man gerne hätte (außer man trägt konsequent schwarz und weiß), würde ich die Schrägbänder aus dem Rockstoff zuschneiden. Bei einem Kreisrock bleiben ohnehin immer riesige Stücke übrig.
Die Vorschau auf das nächste Heft (Erscheinungsdatum 28. August) zeigt lauter Hochsommermodelle. Die Herbstmode gibt es dann wahrscheinlich um Weihnachten herum ...