Vielleicht will die gute Dame nur möglichst viel Stoff verkaufen. Oder sie rechnet nicht mit. Oder sie hat dir nicht zugehört, was du genau nähen willst. Oder sie ist so alt, dass sie noch mit 90 cm Bahnen rechnet. (Früher lagen die meisten BW-, Leinen- und Seidenstoffe 80 bis 90 cm breit.)
Für einen schmalen oder leicht ausgestellten Rock mit oder ohne Falten reicht 1x die Länge (+ Saumzugabe und Nahtzugabe). Für den Bund reicht der Rest an der Seite.
Für einen gezogenen Rock, je nach Material und je nachdem wie weit er werden soll: 1x bis 3x die Länge.
Wenn der Stoff einen Strich oder ein auffallendes Muster hat, kommt die doppelte Bundbreite + Nahtzugabe dazu, weil man ihn dann nicht seitlich abschneiden kann. Sparsame Schneiderinnen nähen nur die Außenseite des Bundes aus dem "schönen" Stoff und die Innenseite aus Futter oder einem Rest.
Nur bei Glockenröcken braucht man viel mehr, weil man da relativ viel Verschnitt hat. (ca 2 m für einen Halbkreisrock mit 60 cm Länge, für einen Vollkreisrock 3 bis 3,5 m). Wenn es ein teurer Stoff ist, würde ich bei Kreisröcken immer vorher den Schnitt auf ein Leintuch oder ähnliches legen und so lange hin- und herschieben, bis ich genau weiß, wieviel ich brauche oder den Schnitt im verkleinerten Maßstab zeichnen, dann geht das Schieben und Messen auch auf dem Tisch. Bei schräg geschnittenen Bahnenröcken gibt es auch viel Verschnitt.
Ganz anders sehen die Berechnungen bei "starken Figuren" aus, da reicht ein 140 cm breiter Stoff eventuell nicht mehr um die Hüften.
Wenn der Stoff ein sehr großes Muster hat, das schön verteilt werden soll, braucht man auch mehr Stoff.